„Die Frauen waren einfach immer unglaublich schön.“
Birgit Meinhard-Schiebel wurde 1946 in Wien geboren. Sie wuchs bei ihrer liberalen Adoptivmutter und ihrer Tante, die im selben Haushalt lebte und zu der sie Zeit ihres Lebens einen engen Kontakt pflegte, auf. Mit 15 Jahren beginnt sie eine Ausbildung an einer Schauspielschule. Dort herrscht ein eher offenes Klima. Auch die Mutter verkehrt in lesbischen Kreisen, wie Birgit als Erwachsene erkennt. Trotzdem ist es auch für sie nicht einfach ihre Position im Leben zu finden. Mit 17 Jahren unternimmt sie einen Selbstmordversuch und beginnt daraufhin eine Therapie bei einem der ersten Sozialpsychiater Wiens. Dieser bestärkt sie in ihrer Identität und versichert ihr außerdem, dass er an einer Gesetzesänderung des §129 arbeite.
Auch in ihrem Freundeskreis bekommt sie Unterstützung: „Mein Freund ist mit mir dann ins Kino gegangen, und wir haben uns Infam angesehen, mit der Audrey Hepburn und der Shirley MacLaine, eine der ersten Geschichten über lesbische Frauen, die natürlich tragisch ausgegangen ist. Das fand ich ganz furchtbar, ich hab mich auch ziemlich geschreckt damals. Und nach dem Kino hab ich dann zu ihm gesagt: ich glaub, ich weiß es jetzt. Er hat nicht viel gesagt dazu, hat mich dann in so ein Schwulenlokal mitgenommen, eines der ersten, die es in Wien gab, ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Und an diesem Abend hab ich zum ersten mal in meinem Leben eine Frau geküsst bzw. sie hat mich geküsst, und ich hab gewusst, dass ist es, das war’s einfach, ich bin sozusagen unter dem Tisch gelegen, ich war einfach nur platt.“
Nach einem erfüllten Berufsleben arbeitet Birgit in ihrer Pension nun ehrenamtlich bei den grünen Seniorinnen und engagiert sich dort auch für Lesben und Schwule.
„Was bedeutet lesbisch sein für mich? Ich glaub, wenn ich es schön ansehe, ein bisschen exklusiv sein. Da freu ich mich auch, kein 0815 Leben zu leben. ... Ich seh es seit vielen Jahren auch als politische Aufgabe, als Auftrag, das was mir zu meinem Glück gut gelungen ist, anderen Menschen auch vermitteln zu können.“